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Omas Geheimnis

Heute ist ein schöner, sonniger Sonntag morgen. Mama hat Pfannkuchen zum Frühstück gemacht. Ich esse sie am liebsten mit Marmelade, Milo mag sie lieber mit Apfelmus, Zucker und Zimt. 

Mein kleiner Bruder und ich sitzen noch am Tisch und trinken unseren Tee, während Mama angefangen hat, die Küche aufzuräumen. Papa liest noch seine Zeitung, und Oma ist im Garten. Sie gießt die Blumen und führt schon wieder Selbstgespräche.

Schon oft habe ich sie dabei beobachtet, aber heute war es irgendwie anders. Normal machte sie immer einen glücklichen Eindruck, doch heute wirkt sie besorgt und irgendetwas beschäftigt sie. 

Langsam steh ich auf und geh Richtung Terrasse. Was redet sie denn da? Redet sie mit den Blumen? 

"Ja, ich weiß dass ich es ihr endlich sagen muss... Ich will sie nicht verschrecken... Ich weiß dass sie ein tolles Mädchen ist, sie ist ja meine Enkelin. Aber wird sie das alles auch verstehen?... Ich weiß auch garnicht WIE ich es Lenja sagen soll... "

Oma redet über mich?! Was muss sie mir sagen?  

"Oma, ist alles okay mit dir?" 

Etwas erschrocken sieht sie mich mit ihren grauen Augen an und spielt verlegen mit ihren weißen Haaren. 

"Ja liebes, alles ist gut... oder auch nicht... ich weiß nicht..." 

"Was ist denn los?" wollte ich wissen. 

Oma setzt sich auf die Holzbank auf der Terrasse und deutet mit der Hand, dass ich zu ihr kommen soll.

Sie atmet tief durch und schließt für ein paar Sekunden die Augen bevor sie anfängt zu reden. "Ich weiß, dass die meisten Leute über mich tratschen und denken, ich sei verrückt. Aber die Wahrheit ist oft sehr schwer zu verstehen und zu erklären, deshalb lasse ich alle in den Glauben. Aber du bist anders. Du hast die Gabe, genau so wie ich, hinter die Fassaden der Menschen zu sehen und Dinge zu erkennen, die den meisten verborgen bleiben."

"Was genau meinst du damit Oma?" frage ich, denn ich fühle mich irgendwie nicht so, als ob ich anders wäre.

"Es ist schwer zu erklären und zu verstehen. Du wirst es schon bald erleben und begreifen. Wesen, von denen man sagt, daß sie nur Fantasie sind, gibt es wirklich. Die meisten Menschen sind nur zu sehr mit sich selbst beschäftigt, verurteilen andere voreilig, und können nicht begreifen, dass es Wesen wie von einer anderen Welt gibt. Du wirst schon bald welche kennen lernen."

Unser Gespräch wird von Mama unterbrochen: "Iris, Lenja, kommt ihr? Wir wollen jetzt losfahren."
"Ich bleib lieber zu Hause, ich fühle mich heute nicht so gut. Viel Spaß und bis später." meint Oma.
"Ok, pass auf dich auf." antwortet Mama, nimmt mich an der Hand und geht mit mir zu unseren Fahrrädern.

Während der Fahrt zum Spielplatz muss ich immer noch an das Gespräch denken. Hat Oma wirklich recht? Oder ist sie wie die Leute behaupten einfach nur verrückt.

Aber irgendwie hatte sie schon immer eine ganz besondere Ausstrahlung, die ich noch nie bei anderen Menschen bemerkt hab.

Am Ziel angekommen meint Milo sofort "Komm Lenja, lass uns Rutschen!". Meinem kleinen Bruder gelingt es endlich, dass ich das Gespräch mit Oma für einige Stunden vergessen kann. Wir Spielen, machen Picknick und lassen am Steeg des Sees neben dem Spielplatz unsere Füße im kalten Wasser baumeln.

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